mobirise.com

KLIMAANPASSUNG   I   KLIMASCHUTZ

ANPASSUNG  AN  FOLGEN  DES  KLIMAWANDELS

Überleben unter Extrembedingungen

Der globale Klimawandel trifft viele Gebiete Afrikas heute schon spürbar und verschärft so die bereits vorhandenen Armutsrisiken. Ein Beispiel ist die Provinz Cunene, die zu den rückständigsten Gebieten Angolas gehört und wie kein anderes Gebiet des Landes immer wieder unter Hunger leidet. Die ohnehin extremen klimatischen Bedingungen in der halbtrockenen Cunene-Region werden durch Klimaveränderungen weiter verschärft. Wanderhirsebauern und teilnomadischen Rinderhirten werden in ihrer traditionellen Wirtschaftsweise durch immer heftigere und monatelang anhaltende Überflutungen in der Regenzeit und eine härtere Trockenzeit soweit eingeengt, dass sie Monate der Mangelernährung überstehen und manche ihre Siedlungsgebiete aufgeben müssen. 

Klimawandel ist eine Hauptursache der „Krise der Hirse“, der traditionellen Hauptkultur. Zwischen dem Rückgang der Flut und dem Eintritt der Trockenzeit in die heißeste Phase bleibt der Hirse oft nicht mehr genug Zeit zur Reife. Trinkwassermangel schränkt die Ausweichmöglichkeiten in dem dünn besiedelten, von Verwüstung betroffenen Gebiet ein, so dass bessere Weideflächen und Gebiete mit noch ausreichenden Bedingungen für Hirse nicht nutzbar sind. Hirse und Rinder, die Hauptsäulen der Ovambo-Bauern in Cunene, können daher immer weniger allein tragen. Für alternative Landwirtschaft mit Bewässerungen in der Flussenklave des Cunene fehlen den Bauern die nötigen Startmittel und Kenntnisse. Mit der Siedlungsverdichtung am Fluss geht eine Waldzerstörung einher, die die bisher üblichen Gratisgaben der Baumsavanne immer weiter einschränkt. 


Mithilfe der von OIKOS geförderten Trinkwasserbrunnen können Hirsebauern auf bessere, höher gelegene Flächen in der Umgebung umsiedeln, um weiter die für Trockengebiete eigentlich so wertvolle Hirse anzubauen. Dabei kommt der Erhaltung und Wiederentdeckung der vielen traditionellen Hirsesorten eine zentrale Rolle zu. Denn nur mit einem ausreichend großen Pool an genetisch unterschiedlichen Sorten können die Kleinbauern die für die jeweiligen Standorte am besten geeigneten Kulturen finden und weiterentwickeln. Diese Leistung der Kleinbauern zur Erhaltung der Biodiversität in extremen Gebieten ist nicht nur für sie selbst von Bedeutung, sondern ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung einer Vielfalt an Kulturpflanzen der Menschheit, die mit der industrialisierten Landwirtschaft immer mehr zu schrumpfen droht. Welche Bedeutung dabei Hirse auch für uns haben kann, zeigt ein Blick in die Regale im heimischen Bioladen. 

OIKOS unterstützt die Menschen in ihrer Heimatprovinz mit Wissen und Investitionsmitteln dabei, sich besser an die schwieriger werdenden Bedingungen ihrer Umwelt anzupassen. Bewässerungsanbau, ein Wechsel der Anbaukulturen oder eine kleinräumige Umsiedlung sind geeignete Auswege für viele dieser Klimaflüchtlinge im eigenen Land.

Neues Leben am Fluss – Hirsebauern ziehen um

Einen anderen Weg unterstützt OIKOS mit der Förderung von Bewässerungskooperativen am Cunene-Fluss, dem einzigen permanenten Fluss in dem Gebiet. Weil hier ganzjährig Landwirtschaft möglich ist und das Vieh Zugang zur Tränke hat, nimmt die Bevölkerungsdichte am Fluss stetig zu. Es ist innerhalb weniger Generationen die zweite, diesmal dauerhafte Sesshaftwerdung einer ehemals nomadischen Bevölkerung. Mit der ersten Sesshaftwerdung war der Übergang zur teilnomadischen Lebensweise verwunden. Wandergehöfte der Hirsebauern waren entstanden, die alle zwei bis drei Jahre ihren Standort wechseln mussten, um neues fruchtbares Land zu finden. Doch damit wurde jedes Mal eine neue Wunde in den Wald der Trockensavanne geschlagen. Mit dem heutigen Bevölkerungsumfang und den klimatischen Veränderungen ist eine Fortsetzung dieser Lebensweise in Frage gestellt. 


Der Übergang von extensiver zu intensiver Landnutzung stellt enorme Herausforderungen an die Bauern, die sie ohne Unterstützung nicht ohne Weiteres bewältigen können. Denn es ist auch eine Frage der Zeit: Wenn es ihnen in der Heimat nicht schnell gelingt, in ihrem neuen, sesshaften Leben Fuß zu fassen, werden sie in die Städte ihres Landes aufbrechen. Wenn sie dort keine Arbeit finden, liegen andere, scheinbar schnellere Lösungen nahe: zum Beispiel die Flucht nach Europa.


Animated text background

OIKOS fördert am Cunene-Fluss mehrere landwirtschaftliche Kooperativen beim Aufbau eines neuen Lebens am Fluss. Die Kleinbauern erhalten Ausrüstungen für Bewässerungssysteme, Saatgut und Beratung beim Übergang zu den Bewässerungskulturen. Handwerker erlernen den Bau von festen Häusern, die den klimatischen Bedingungen so gut entsprechen wie eine traditionelle Holzhütte. Bauern, die dem Wald bisher nur entnommen haben, lernen ihn durch Aufforstung zu erhalten.

BEWÄSSERUNGSANBAU

Kleinbauern entdecken den "Grünen Gürtel" am Cunene

Sr. Lukas ist ein stämmiger Endfünfziger mit herzlicher Ausstrahlung. Er ist Pionier einer neuen Bewirtschaftungsform, die Altes und Neues, Importiertes und Eigenes für Cunene neu zusammengefügt hat. In der Kolonialzeit war Sr. Lukas Vorarbeiter auf der Fazenda eines Portugiesen am Cunene, der Gemüse und Obst anbaute. 


Nach der Unabhängigkeit brach diese Landwirtschaft zusammen. Mit der einheimischen Ovambo-Hirsewirtschaft hatte sie sich nie vermischt. Sogar die Arbeiter hatten die Portugiesen zwangsangesiedelt – im Bewässerungsanbau erfahrene Hochlandbauern. Diese Bauern blieben zurück und wurden notgedrungen zu Hirsebauern. Doch der Erfahrungsschatz der Hochlandbauern schlummerte noch immer in ihnen. Für Sr. Lukas liegt hier eine besondere Chance. Seit Kriegsende wächst der Markt für Gemüse und Obst, aber in den Städten Cunenes wurden zunächst importierte Agrarprodukte aus Namibia verkauft. 


Mit dem Wiederaufbau der ersten Bewässerungen am Cunene ist es schon gelungen, lokale Produkte auf den Markt zu bringen. Aber Sr. Lukas hat noch ein anderes Ziel im Auge. Stolz zeigt er sein Lager: es ist vollgestapelt mit Massango-Säcken, Sorghum-Hirse von Ovambobauern der Umgebung. 

Er hat die Hirse im Tausch gegen Gemüse und Gemüsesaatgut bekommen. Der Tauscherfolg zeigt: Die Hirsebauern beginnen sich für die saisonunabhängige Bewässerungskultur zu interessieren, sie bauen Gemüse in ihre Diät ein und fangen mit Kleinstbewässerungen am Brunnen an, Gemüse selbst zu ziehen. 


Während die Gehöfte in Teilen des Hirsegürtels immer schwerer zu halten sein werden, bietet das Gebiet entlang des Flusses noch viel Platz für Neuansiedlungen. „Besser am Grünen Gürtel, als am Schwarzen Gürtel“, der neuen Asphaltstraße, meint Sr. Lukas, denn angesichts der Klimakapriolen mit immer heftigeren Flutungen und härteren Trockenzeiten ist ein Umzug von Teilen der Bevölkerung im Hirsegürtel absehbar. Hier finden die Bauern wenigstens eine Arbeit. Sie können die neuen Bewässerungskulturen und den guten Blick für den Markt von den hier aus der Kolonialzeit verbliebenen Hochlandbauern erlernen, und zugleich ihre speziellen Kurzzeitbewässerungskulturen aus dem Flussbettanbau für den Markt entwickeln. Ihre bessere Kenntnis des extremen Cunene-Klimas, der schwer fruchtbar zu machenden Böden und der Viehhaltung unter Cunene-Bedingungen sind weitere Schätze, die sie in diese Verbindung einbringen können. 

PROVINZ  BENGUELA

Trinkwasserversorgung und Wasserressourcenschutz

Veränderungen des regionalen Klimas haben Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung: So versiegen beispielsweise in der Provinz Benguela Schöpfbrunnen, Quellen und Bäche im Jahresverlauf früher als sonst. Durch die klimatisch bedingte höhere Neigung zu Starkregen hat das Grundwasser weniger Zeit, sich zu regenerieren, denn das Oberflächenwasser läuft schneller ab. Verunreinigungen gelangen dadurch und durch die Abholzung von Waldflächen vermehrt in die Bäche und Flüsse, sogar in Schöpfbrunnen.


Insgesamt leidet die ländliche Bevölkerung in Teilen Benguelas unter einer starken Trinkwasserknappheit, die sich in der Trockenzeit dramatisch zuspitzt. Ziel ist deshalb die sichere und nachhaltige Versorgung dieser Menschen mit sauberem Trinkwasser – unabhängig von Niederschlägen. Der Großteil dieser Versorgung wird mit Unterstützung von OIKOS und dem angolanischen Partner ANAGANDA durch neu ausgerüstete Tiefbrunnenanlagen gesichert. Diese werden von Wasserkomitees in den Dörfern selbst verwaltet. Dorfbewohner tragen mit einem Wassergeld zum Unterhalt der Tiefbrunnen bei und sichern sich somit mehr Autonomie und eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber der Wasserbehörde. Durch deutlich verringerte Wegezeiten zur Wasserbeschaffung und die leichtere Wasserentnahme wird außerdem die Arbeitsbelastung insbesondere der Frauen und Mädchen spürbar verringert. 


Auch schärfen aktive Maßnahmen zur Grundwassererhaltung und zur Vermeidung von Schadstoffbelastungen das Problembewusstsein der Menschen für den Wasserressourcenschutz. Lokale Schutzmaßnahmen zugunsten des Trinkwassers sind Baumpflanzungen und die Einrichtung von dörflichen Abfallsammelplätzen.

SICHERES  BRUNNENWASSER

Wie das OIKOS-Projekt hilft

1.

Aufbau von Wasser-Komitees

Brunnen an entlegenen Standorten funktionieren nur nachhaltig, wenn es am Ort eine verantwortliche Autorität gibt. Das Projekt hat dazu die Bildung von Wasserkomitees je Brunnen gefördert. Sie organisieren die tägliche Nutzung, sichern die Brunnen (z.B. gegen Diebstahl) und verwalten das Wassergeld, um Reparaturen zu organisieren.

2.

Technische Beratung

Die Ausrüstung der Brunnen mit Solarantrieb sorgt für einen wartungsarmen Betrieb. Die Ausbildung eines Solarwartungstrupps bei der Gemeinde gehört zum Projekt. Für einfache Arbeiten gehört zu jedem Wasserkomitee ein Brunnenmechaniker.

3.

Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes

Die Verteilung der Brunnen in der Fläche wurde mit der lokalen Bevölkerung abgestimmt, um das sensible ökologische Gleichgewicht, von dem Hirsewirtschaft und Rinderhaltung abhängen, zu erhalten und Überweidung in bestimmten Gebieten zu vermeiden.



KAMPF DEM WALDRAUBBAU

KLIMASCHUTZ  IN  ZENTRALEN  HOCHLANDGEBIETEN

Förderung nachhaltiger Waldnutzung

Klimaschutz ist nicht denkbar ohne Waldschutz. Wälder sind unverzichtbar für das Überleben der Menschheit, denn sie produzieren Sauerstoff und binden klimaschädliches Kohlendioxid – ihr Schutz wirkt dem Klimawandel entgegen. Doch seit vielen Jahren beeinträchtigt Waldraubbau zunehmend die Lebensbedingungen in Hochlanddörfern im Norden der Provinz Kwanza Sul.


Begonnen hat der massive Raubbau in der Zeit des Bürgerkrieges (1975-2002). Diese Zeit der Gesetzlosigkeit und des völligen Kontrollverlustes des Staates über den Wald wirkt bis in die Nachkriegszeit nach. Die Bewohner waren nach Kriegsende allmählich in ihre weitgehend zerstörten und verfallenden Dörfer zurückgekehrt. Der Wald und die Bepflanzung um die Dörfer waren stark ausgedünnt, stellenweise herrschten bereits Brachen vor. Die Rücksiedlung der Flüchtlinge und der Neuaufbau der Dörfer führten zwangsläufig zu einem weiteren Rückgang des Waldbestandes. Auch ging ein Teil der Bauern aus purer Not dazu über, selbst das Geschäft des Holzeinschlags zu betreiben.


Die Folgen für die Umwelt in und um die Dörfer sind fatal. Die ehemals im Schatten der Großbäume liegenden Dörfer sind weitgehend baumlos. Windschutzstreifen und schützende Wälder sind verschwunden. Sandstürme machen in der Trockenzeit das Leben noch schwerer. Die ohnehin nur dürftig windsicheren Hütten bieten keinen Schutz mehr gegen den eindringenden Sand. Die Gratisgaben des Waldes wie Früchte, Wild, Heilpflanzen, Honig und Pflanzenmaterial für das Handwerk gehen bedrohlich zurück.

Aufforstung für den Klimaschutz

Das OIKOS-Projekt „Okutuika“-Anpflanzen! im Kwanza-Sul-Bergland geht seit 2013 gegen den Raubbau am Wald an. Es unterstützt lokale Initiativen der Bauern zum Aufbau eines nachhaltig bewirtschafteten Nutzwaldes und zur Aufforstung. Erste Maßnahmen der unmittelbaren Ernährungssicherung und der Erzielung von schnellen Einkommen durch Kurzzeitkulturen helfen, die Einkommensausfälle aus dem waldschädigenden Holzgeschäft zu kompensieren. Kern einer waldschonenden Landnutzung ist die Einführung von nachhaltigen Dauerkulturen, in erster Linie Kaffee. Mit den Kaffeepflanzungen, durchmischt mit Schattenbäumen und vielen Beikulturen, entsteht quasi eine eigene Waldgesellschaft, in der sich der Kaffee als ursprünglicher Waldbaum wohl fühlt. Der fortschreitende Wanderfeldbau mit Brandrodung immer neuer Flächen entfällt dadurch. Ihren Kaffeewald schützen die Bauern zudem mit zusätzlichen Waldstreifen und Windschutzgürteln. 

Animated text background

In dem OIKOS-Projekt "Okutuika"-Anpflanzen! werden die Kleinbauern mit fachlicher Beratung bei der Anlage der Dauerkulturen und bei der Aufforstung unterstützt. Es werden ihnen Arbeits- und Transportmittel, Saatgut und sogar einen Traktor bereitgestellt. Nach und nach lernen die Bauern, dass Klimaschutz auch sie angeht: Durch ihre Aufforstungen leisten sie einen eigenen kleinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Einen direkten Gewinn daraus für sich spüren sie schon bald: der lokale Grundwasserspiegel steigt wieder, ihre Brunnen haben länger Wasser.

Ja, ich möchte OIKOS-Projekte unterstützen!